So stärkst du deine Würde und deinen Selbstwert (inkl. Übung)
Hast du dich schon mal mit deiner Würde beschäftigt? Ich vermute, eher nicht, denn das ist nun nicht gerade das, was einem mal so eben einfällt. „Hey, lange nicht mehr über meine Würde nachgedacht, das mache ich jetzt mal.“ Meiner Klientin Anna ging es ähnlich. Sie hatte sich nie mit ihrer Würde beschäftigt, und wusste nicht, was das eigentlich genau sein soll, dieses Ding, was laut Grundgesetz unantastbar ist oder wie sich das anfühlt.
Die Würde ist eng mit unserem Selbstwert verknüpft. Wenn wir uns unserer Würde bewusst werden, können wir unseren Selbstwert stärken. Vor allem Menschen, die frühes Trauma erlebt haben und beschämt wurden, fühlen sich oft getrennt von ihrer Würde und von dem Gefühl, wertvoll zu sein – einfach so, ohne etwa leisten zu müssen, anderen gefallen zu müssen oder auf eine bestimmte Art sein zu müssen.
In diesem Blogbeitrag erzähle ich dir, wie Anna mit ihrer Würde in Kontakt kommt und wie wir beide lachen mussten über Annas kreative Innenwelt. Am Ende des Artikel zeige ich dir eine Übung, mit der du nicht nur mit deine Würde in Kontakt kommen, sondern auch deinen Selbstwert stärken kannst.
Inhalt
ToggleDie verletzte Würde
In einem Seminar hatte Anna eine Übung gemacht, in der es darum ging, die eigene Würde zu imaginieren. Sie sah dabei eine Frau, mit goldenen Strichen gezeichnet, wunderschön, aber auch sehr unnahbar und irgendwie abgehoben. Nach dieser Übung war sie sehr traurig und hatte mit sich zu tun, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
Ich fragte sie, ob sie eine Idee hat, woher dieses Bild von Würde in ihrem Inneren kommt, das ihr so unbehaglich erschien. Anna überlegte ein wenig und antwortete: „Ja! Wenn ich als Kind laut und lebendig war, wenn ich mich mal abgegrenzt habe oder selbstbewusster aufgetreten bin, habe ich immer eins auf den Deckel bekommen. Ich wurde dann als arrogant bezeichnet, als abgehoben. Ich hatte den Eindruck, ich muss immer klein, still und duckmäuserisch sein, anders wurde ich nicht akzeptiert.“ „Dann bist du in dem Seminar wahrscheinlich mit dieser verletzten Würde in Kontakt gekommen, was denkst du?“ fragte ich. – „Ja, das ist gut möglich“, meinte sie.
Im Kontakt mit der unversehrten Würde
Ich fragte weiter: „Was glaubst du, macht deine unversehrte Würde aus?“ „Ich denke, sie grenzt sich ab und betrachtet andere Menschen liebevoll und wohlwollend.“ Ich nickte und lud sie ein, nun ihrer unversehrten Würde zu begegnen.
Anna schloss ihre Augen und spürte, wie es in ihren Füßen und an der Oberseite des Kopfes, am Kronenchakra, zu kribbeln begann. Sie erzählte, dass sie einen schlammfarbenen Fleck vor sich sieht, wie mit Wasserfarbe auf Papier gemalt, wenn man zu viele Farben gemischt hat.
Sie sagte, sie sei ein wenig enttäuscht, weil sie sich unter Würde etwas Glitzerndes, Prunkvolles vorgestellt hatte, und nun ist das so ein bescheidener, unprätentiöser, schlammfarbener Fleck. Andererseits gefiele ihr diese Bescheidenheit. Nach und nach entwickelte sich aus dem Fleck ein Baum vor ihrem inneren Auge. Sie spürte das Kribbeln in den Füßen und in der Kopfkrone noch stärker.
Ich fragte sie, was sie jetzt mit Würde verbindet. Sie sagte, „Es ist so etwas Geerdetes, Bescheidenes. Der Baum ist einfach da, in seiner Ruhe und er gibt Schutz und Sicherheit. Wachstum ist seine Natur. Er strahlt Liebe aus.“
Ich war tief berührt von ihren Schilderungen und sagte ihr das auch. Sie meinte, sie sei noch nicht so ganz überzeugt von diesem inneren Bild, sie habe sich doch die Würde glitzernd vorgestellt. Doch dann sagte sie: „Jetzt hat der Baum zu mir gesagt, ‚wenn dir das so wichtig ist, dann häng ich mir eben noch ein bisschen Glitzer dran!“ Wir mussten beide sehr lachen über diesen Humor und diese innere Flexibilität.
Nun fragte ich, wie sich die Würde im Körper anfühlt. Anna erzählte, dass Energie von den Füßen bis zum Kopf aufsteigt und sie merkt, wie sie sich dabei körperlich aufrichtet und gleichzeitig geerdet fühlt.
Die Transformation
Als Anna nach der Übung ihre Augen öffnete, sah sie vollkommen verwandelt aus. Viel lebendiger, als noch zu Beginn der Sitzung, mit leicht geröteten Wangen und sie strahlte von innen heraus.
In der folgenden Sitzung berichtete mir Anna, dass sie fast täglich ihre „Würde-Übung“, wie sie es nannte, gemacht habe, indem sie zuerst ihre Füße, dann ihre Kopfkrone gespürt hat, und dann die Energie aus der Erde bis in ihren Kopf aufsteigen ließ und dass es ihr dabei helfe, klarer zu fühlen, was sie möchte und sich abzugrenzen.
Mit dieser Übung kannst du deinen Selbstwert zu stärken
Wenn du magst, probier doch mal folgende Übung: Schließe einmal deine Augen und schau, wie deine eigene Würde aussehen könnte. Es kann sinnvoll sein, die Übung im Stehen zu machen. Lass dir Zeit, um das Bild vor deinem inneren Auge zu erforschen. Spüre, wie es sich in deinem Körper anfühlt, mit deiner Würde verbunden zu sein.
Wenn es sich gut anfühlt, kannst du regelmäßig üben, mit deiner Würde in Kontakt zu kommen.
Vielleicht geht es dir wie Anna und deine Würde sieht anfangs ganz unscheinbar aus. Doch genau darin liegt ihre Kraft. Probier die Übung aus schau, was du dabei entdeckst!
Die Würde – unscheinbar, und doch so wichtig
Gerade bei frühem Trauma ist es oft gar nicht so einfach, den Zugang zur eigenen Würde wiederzufinden. Man fühlt sich dann in seinem Lebensgefühl gedrosselt, beschämt und oft auch weit enfernt von sich selbst. Doch die Würde ist immer da und es ist möglich, wieder mit ihr in Verbindung zu kommen. Sie hilft uns, uns von Beschämung zu befreien und zu erkennen: Das war nie ein Teil von uns.
Wenn du den Kontakt zu deiner Würde pflegst, wird das deinen Selbstwert auf sanfte, aber nachhaltige Weise stärken.
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